1,3 Millionen Euro Förderung für Prof. Dr. Alessandro Del Vecchio!

Eine Hand liegt flach auf einem Tisch. Auf Zeigefinger und Daumen sitzen Fingerhüllen, die über Seilzüge mit einem Band an der Handfläche und dem Handgelenk vebrunden sind.
An der Professur für Neuromuscular Physiology and Neural Interfacing forscht ein Team an intelligenten Neuroorthesen, die Menschen mit eingeschränkter Handfunktion unterstützen. (Bild:FAU/ Juniorprofessor für Neuromuscular Physiology and Neural Interfacing)FAU/ Juniorprofessor für Neuromuscular Physiology and Neural Interfacing

Gute Nachrichten für Prof. Dr. Alessandro Del Vecchio: zwei seiner Projekte werden vom Freistaat Bayern mit über 1,3 Millionen Euro gefördert! Für „NeurOne“ konnten im Rahmen der Förderlinie „Lifescience – Medizintechnik“ 833.000 Euro eingeworben werden, „GraspAgain“ gewann den mit 500.000 Euro dotierten „Medical Valley Award“. Der Leiter des Neuromuscular Physiology and Neural Interfacing Laboratory (N-squared Lab) an der FAU hat seine Juniorprofessur am Department Artificial Intelligence in Biomedical Engineering (AIBE) und gibt auch Kurse für Medizintechnikstudierende.

Beide Projekte beschäftigen sich mit der Wiederherstellung der Handfunktion von Menschen mit neuromotorischen Beeinträchtigungen aufgrund einer Rückenmarksverletzung oder eines Schlaganfalls – das betrifft rund 50 Millionen Menschen weltweit. „Die Medizintechnik hat in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht – beispielsweise konnte gezeigt werden, dass Neuroorthesen die Hände gesunder Menschen bewegen können“, so Prof. Dr. Alessandro Del Vecchio. „Allerdings gibt es noch Forschungs- und Entwicklungsbedarf hinsichtlich der Feinmotorik, etwa um einzelne Finger einer gelähmten Hand zu bewegen.“

Genau hier setzt die Erlanger Forschungsgruppe um Prof. Dr. Del Vecchio an: Im Verbundvorhaben „NeurOne“ soll in Kooperation mit der Münchner Noxon GmbH eine flexible und tragbare Neurobandage entwickelt werden, die die elektrische Aktivität der Haut und damit selbst kleinste Muskelbewegungen misst. Ein sogenanntes Brain-Computer-Interface dekodiert die aufgenommenen neuronalen Signale mithilfe von KI und leitet daraus die Bewegungsabsicht der Patientinnen und Patienten ab.

Im Projekt „GraspAgain“ wird eine Neuroorthese entwickelt, die die Handfunktion soweit wiederherstellt, dass die Betroffenen mehr als 90 Prozent der Alltagsaufgaben selbstständig erledigen können. „Unser Ziel ist es, die Finger und den Daumen der Hand unabhängig voneinander und mit großer Kraft zu bewegen“, erklärt Dominik Braun, wissenschaftliche Hilfskraft am N-squared Lab. Erreicht werden soll das über Seilzüge, die an einer weichen, extrem leichten Fingerhülle befestigt sind. Steuerungselektronik, Aktoren und Stromversorgung sollen als kompakte Einheit in einen Rollator, Rollstuhl oder Rucksack integriert werden, damit die Patient*innen mobil bleiben. „Die Neuroorthese wird mit unserem Brain-Machine-Interface kombiniert, das die Bewegungsabsicht der Betroffenen in vier Freiheitsgraden ermittelt“, sagt Prof. Dr. Alessandro Del Vecchio. „Am Ende entsteht ein effektives Hilfsmittel mit hohem Tragekomfort, das den Betroffenen zu einer größeren Selbstständigkeit verhilft, die Lebensqualität deutlich erhöht und letztlich auch die Pflegekassen entlastet.“

Beide Projekte starten am 1. Oktober 2023 und werden vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie finanziert. Die Förderungen sind einmal mehr Beweis der besonderen Expertise der FAU als Innovationsstandort und Knotenpunkt für Künstliche Intelligenz in der Medizin. Masterstudierende der Medizintechnik können bei Prof. Dr. Alessandro Del Vecchio u.a. die Kurse „Movement neuroscience: connections between the brain and muscles in humans“ und „Interfacing the Neuromuscular system: Applications for Human/Machine Interfaces and Neurophysiology“ belegen.

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